Neunzehnhundert einundneunzig Kairo Ägypten Berge aus Müll und notdürftige Hütten Staub und Dreck mischen sich mit verfaulten Gerüchen Straßenkinder betteln und klauen um Klebstoff zu schnüffeln Terroristen jagen koptische Christen Die Stadt ist bis zum Rand gefüllt mit Opportunisten Keiner setzt sich ein für die 60.000 Zabbalin Die n bisschen Geld mit Plastik, Papier und Glas verdienen Bis auf eine handvoll Priester und Ordensschwestern Sie woll'n das Samenkorn der Hoffnung streu'n Und diesen Ort verbessern Der Frühling weit entfernt nur heißes Tropenwetter Schwarzer Qualm steigt auf und umhüllt die Palmenblätter Ist es Oktober ist es November? Ich weiß nicht es gibt kein Kreuz im Kalender Doch irgendwo in diesem Chaos da komm ich ins Spiel Ausgesetzt um meinetwillen wie damals Moses auf dem Nil Das bin ich der vor dem Haus des Arztes liegt Der Mond scheint in mein Gesicht als eine Frau von dannen zieht Seine Tür geht auf kurz darauf verstummt ihr Klagelied Denn sie hat's geschafft und den Kreislauf des Slums besiegt Kein Bild keine Identität niemand da der mir verrät Wo meine Wurzeln sind es ist nicht nichts da Nichts das mich weiter bringt Kein Indiz und kein Beleg nur die Frage die mich ständig bewegt Wo komm ich wirklich her Antworten zu finden ist schwer Doch ich nehm' es leicht weil ich glücklich bin Meine zweite Chance alles halb so schlimm Doch ich nehm' es leicht weil ich glücklich bin Meine zweite Chance alles halb so schlimm Neunzehnhundert zweiundneunzig Kairo Ägypten Typhus, Cholera, Rollstühle und Krügen In ein Moloch zwängen sich 7 Millionen Menschen rein Ich mittendrin irgendwo in irgendeim' Kinderheim - Diese Stadt spuckt Asche und Rauch Sie inhaliert das Leben und den Tot atmet sie aus Gesellschaftliche Engpässe soziale Sprengsätze Zu wenig sichere Pennplätze Doch vor meinem Bett steht plötzlich ein Paar aus dem Schwarzwald Sie sehen mich da liegen, bin knapp n halbes Jahr alt Sie nehmen mich auf zu sich nach Haus auf nen andren Kontinent Mich den Jazzdrummer den man überall als Konsti kennt Und wenn ich jetzt zur Uni radle wird mir klar Dass ich n Glückspilz bin und meine Kindheit Hammer war Ich träum vor mich hin als ich aus Versehen nen Mann anfahr' Er dreht sich um er gafft mich an er wird rot wie ne Paprika Brüllt wie ein Verrückter du geh heim nach Afrika Wie mach ich dem Nazi klar ich ess' zwar Shawarma und Baklava Doch liebe Hirsch mit Spätzle und n kaltes Bier Das ist meine Heimat ich bin über zwanzig Jahren hier Kein Bild keine Identität niemand da der mir verrät Wo meine Wurzeln sind es ist nicht nichts da Nichts das mich weiter bringt Kein Indiz und kein Beleg nur die Frage die mich ständig bewegt Wo komm ich wirklich her Antworten zu finden ist schwer Doch ich nehm' es leicht weil ich glücklich bin Meine zweite Chance alles halb so schlimm Doch ich nehm' es leicht weil ich glücklich bin Meine zweite Chance alles halb so schlimm