Diesmal wurd es Herbst im Land Über Smog und Glasbauwand Flog das erste braune Laub Schmutzig, welk, und wurde Staub Als von Tälern und von Höhen Wo die weiten Villen stehen Pomphaft zog ein bunter Zug Der ein breites Spruchband trug Darauf stand in steiler Schrift Schwarz, verwaschen und verwischt Freiheit Vorneweg in Weihrauchschwaden Goldmonstranzen und Prälaten Baldachin, Brokatgewänder Oberhirten, Wahrheitsschänder Halsbekrauste Theologen Knochig, dürr und krummgelogen Presbyter und Synodale Und die sangen im Chorale Wollest vor Revolutionen Herr, uns allezeit verschonen Freiheit Dann im Gleichschritt, Glied zu viere Hoher Nato-Offiziere Eisenorden an den Brüsten Aus dem Raubkrieg der Faschisten Folgten muskulösen Nacken Herren mit ausgebeulten Jacken BND und CIA, und die riefen Liberty Freedom, Freiheit überall Ungeteilt bis zum Ural Freiheit Dann paar Verfassungsrichter Heimlich grinsende Gesichter Über ihren roten Roben Hielten sie verkrampft erhoben Grundgesetze wie zum Hohn Hundertmal geändert schon Aufrüstung, Gesinnungsstrafen Bis zu Notstandsparagraphen Greisenzittrig riefen sie Freiheit und Demokratie Freiheit Dann die Kultusbürokraten Warfen Eier und Tomaten Na und dann die Professoren Ordinarien, Rektoren Bund Freiheit der Wissenschaften Die ihre Talare rafften Mit den moneygeilen Händen Die skandierten wie Studenten Haltet Wissenschaften frei Von Marx und Mitbestimmerei Freiheit Dann die Laien-Ideologen Bunt und lustig angezogen Werbeleute, Intendanten Redakteure, Obskuranten Die sich krumm prostituierten Und für alle Herren schmierten Die Bestechungssummen boten Die mit ihren feuchten Pfoten Lobten laut das freie Wort Hochbezahlt an jedem Ort Freiheit Na, und schließlich ganz zum Schlusse Fuhr die große Staatskarosse Mit Ministern und so weiter Und die waren ziemlich heiter Schwenkten ihre steifen Hüte Wir sind jetzt die neue Mitte Riefen sie, es ist gelungen Und das Band ist fest geschlungen Um Arbeit und Kapital Das kommt von der freien Wahl Freiheit Und vorbei an der Tribüne Zog der Zug an der Tribüne Und da saßen ein paar Herren Leiter von ein paar Konzernen Und das waren kluge Kenner Klardenkende, ernste Männer Die Millionen dirigierten Und die auch mit Weitsicht führten Machten keine Sprüche mit Freiheit hieß für die Profit Freiheit Saßen da mit ernsten Mienen Und dann sprach einer von ihnen Meine Herren, auf die Dauer Sind doch das nur noch Kalauer Sowas überzeugt nicht lang mehr Dieses Stimmvieh, genannt Wähler Die brauchen was aus einem Guss Diesen demokratischen Sozialismus Mit dem menschlichen Gesicht Meine Herren Sonst läuft das nicht mehr länger mit der Freiheit Ja, es wurde Herbst im Land Über Smog und Glasbauwand Flog das erste braune Laub Schmutzig, welk und wurde Staub In die Täler, auf die Höhen Wo die weiten Villen stehen Pomphaft zog der bunte Zug Und der graue Herbstwind trug Stimmen über Feld und Wald Aber sie verwehten bald Freiheit