DIE DRITTE NORN (das Seil auffangend und dessen Ende hinter sich werfend): Es ragt die Burg, Von Riesen gebaut: Mit der Götter und Helden Heiliger Sippe Sitzt dort Wotan im Saal. Gehau'ner Scheite Hohe Schicht Ragt zuhauf Rings um die Halle: Die Weltesche war dies einst! Brennt das Holz Heilig brünstig und hell, Sengt die Glut Sehrend den glänzenden Saal: Der ewigen Götter Ende Dämmert ewig da auf. Wisset ihr noch, So windet von neuem das Seil; Von Norden wieder werf' ich's dir nach. (Sie wirft das Seil der zweiten Norn zu) DIE ZWEITE NORN (schwingt das Seil der ersten hin, die es vom Zweige löst und es an einen andern Ast wieder anknüpft): Spinne, Schwester, und singe! DIE ERSTE NORN (nach hinten blickend): Dämmert der Tag? Oder leuchtet die Lohe? Getrübt trügt sich mein Blick; Nicht hell eracht' ich Das heilig Alte, Da Loge einst Entbrannte in lichter Brunst. Weisst du, was aus ihm ward? DIE ZWEITE NORN (das zugeworfene Seil wieder um den Stein windend): Durch des Speeres Zauber Zähmte ihn Wotan; Räte raunt' er dem Gott. An des Schaftes Runen, Frei sich zu raten, Nagte zehrend sein Zahn: Da, mit des Speeres Zwingender Spitze Bannte ihn Wotan, Brünnhildes Fels zu umbrennen. Weisst du, was aus ihm wird? DIE DRITTE NORN (das zugeschwungene Seil wieder hinter sich werfend): Des zerschlagnen Speeres Stechende Splitter Taucht einst Wotan Dem Brünstigen tief in die Brust: Zehrender Brand Zündet da auf; Den wirft der Gott In der Welt-Esche Zuhauf geschichtete Scheite. (Sie wirft das Seil zurück, die zweite Norn windet es auf und wirft es der ersten wieder zu) DIE ZWEITE NORN: Wollt ihr wissen, Wann das wird? Schwinget, Schwestern, das Seil! DIE ERSTE NORN (das Seil von neuem anknüpfend): Die Nacht weicht; Nichts mehr gewahr' ich: Des Seiles Fäden Find' ich nicht mehr; Verflochten ist das Geflecht. Ein wüstes Gesicht Wirrt mir wütend den Sinn: Das Rheingold Raubte Alberich einst: - Weisst du, was aus ihm ward? DIE ZWEITE NORN (mit mühevoller Hand das Seil um den zackigen Stein des Gemaches windend): Des Steines Schärfe Schnitt in das Seil; Nicht fest spannt mehr Der Fäden Gespinst; Verwirrt ist das Geweb'. Aus Not und Neid Ragt mir des Niblungen Ring: Ein rächender Fluch Nagt meiner Fäden Geflecht. Weisst du, was daraus wird? DIE DRITTE NORN (das zugeworfene Seil hastig fassend): Zu locker das Seil, Mir langt es nicht. Soll ich nach Norden Neigen das Ende, Straffer sei es gestreckt! (Sie zieht gewaltsam das Seil an: dieses reisst in der Mitte) Es riss! DIE ZWEITE: Es riss! DIE ERSTE: Es riss! (Erschreckt sind die drei Nornen aufgefahren und nach der Mitte der Bühne zusammengetreten: sie fassen die Stücke des zerrissenen Seiles und binden damit ihre Leiber aneinander) DIE DREI NORNEN: Zu End' ewiges Wissen! Der Welt melden Weise nichts mehr. Hinab! Zur Mutter! Hinab! (Sie verschwinden) (Tagesgrauen. - Wachsende Morgenröte, immer schwächeres Leuchten des Feuerscheines aus der Tiefe)