TRISTAN Isolde! Geliebte! ISOLDE Tristan! Geliebter! Bist du mein? TRISTAN Hab ich dich wieder? ISOLDE Darf ich dich fassen? TRISTAN Kann ich mir trauen? ISOLDE Endlich! Endlich! TRISTAN An meiner Brust! ISOLDE Fühl ich dich wirklich? TRISTAN Seh' ich dich selber? ISOLDE Dies deine Augen? TRISTAN Dies dein Mund? ISOLDE Hier deine Hand? TRISTAN Hier dein Herz? ISOLDE Bin ich's? Bist du's? Halt ich dich fest? TRISTAN Bin ich's? Bist du's? Ist es kein Trug? BEIDE Ist es kein Traum? O Wonne der Seele O süsse, hehrste Kühnste, schönste Seligste Lust! TRISTAN Ohne Gleiche! ISOLDE Überreiche! TRISTAN Überselig! ISOLDE Ewig! TRISTAN Ewig! ISOLDE Ungeahnte nie gekannte! TRISTAN Überschwenglich hoch erhabne! ISOLDE Freudejauchzen! TRISTAN Lustentzücken! ISOLDE Himmelhöchstes Weltentrücken! Mein! Tristan mein! Mein und dein! Ewig, ewig ein! TRISTAN Himmelhöchstes Weltentrücken! Mein! Isolde mein! Mein und dein! Ewig, ewig ein! ISOLDE Wie lange fern! Wie fern so lang! TRISTAN Wie weit so nah! So nah wie weit! ISOLDE O Freundesfeindin Böse Ferne! Träger Zeiten Zögernde Länge! TRISTAN O Weit' und Nähe! Hart entzweite! Holde Nähe! Öde Weite! ISOLDE Im Dunkel du, im Lichte ich! TRISTAN Das Licht! Das Licht! O dieses Licht, wie lang verlosch es nicht! Die Sonne sank, der Tag verging Doch seinen Neid erstickt' er nicht Sein scheuchend Zeichen zündet er an Und steckt's an der Liebsten Türe Dass nicht ich zu ihr führe ISOLDE Doch der Liebsten Hand Löschte das Licht Wes die Magd sich wehrte Scheut' ich mich nicht In Frau Minnes Macht und Schutz Bot ich dem Tage Trutz! TRISTAN Dem Tage! dem Tage! Dem tückischen Tage Dem härtesten Feinde Hass und Klage! Wie du das Licht O könnt' ich die Leuchte Der Liebe Leiden zu rächen Dem frechen Tage verlöschen! Gibt's eine Not Gibt's eine Pein Die er nicht weckt Mit seinem Schein? Selbst in der Nacht dämmernder Pracht Hegt ihn Liebchen am Haus Streckt mir drohend ihn aus! ISOLDE Hegt ihn die Liebste am eignen Haus Im eignen Herzen Hell und kraus Hegt' ihn trotzig Einst mein Trauter Tristan, - der mich betrog! War's nicht der Tag Der aus ihm log Als er nach Irland Werbend zog Für Marke mich zu frein Dem Tod die Treue zu weihn TRISTAN Der Tag! Der Tag der dich umgliss Dahin, wo sie der Sonne glich In höchster Ehren Glanz und Licht Isolde mir entrückt'! Was mir das Auge so entzückt Mein Herze tief zur Erde drückt In lichten Tages Schein wie war Isolde mein? ISOLDE War sie nicht dein Die dich erkor? Was log der böse Tag dir vor Dass, die für dich beschieden Die Traute du verrietest? TRISTAN Was dich umgliss mit hehrster Pracht Der Ehre Glanz Des Ruhmes Macht An sie mein Herz zu hangen Hielt mich der Wahn gefangen Die mit des Schimmers Hellstem Schein Mir Haupt und Scheitel Licht beschien Der Welten-Ehren Tages-Sonne Mit ihrer Strahlen eitler Wonne Durch Haupt und Scheitel Drang mir ein Bis in des Herzens tiefsten Schrein Was dort in keuscher Nacht Dunkel verschlossen wacht Was ohne Wiss' und Wahn Ich dämmernd dort empfahn Ein Bild, das meine Augen Zu schaun sich nicht getrauten Von des Tages Schein betroffen Lag mir's da schimmernd offen Was mir so rühmlich Schien und hehr Das rühmt ich hell Vor allem Heer Vor allem Volke Pries ich laut Der Erde schönste Königsbraut Dem Neid, den mir Der Tag erweckt Dem Eifer, den mein Glücke schreckt Der Missgunst, die mir Ehren Und Ruhm begann zu schweren Denen bot ich Trotz Und treu beschloss Um Ehr' und Ruhm zu wahren Nach Irland ich zu fahren