Wenn ich an Hering hätte jede Früh um sieben In einer weißen und sehr dicken sauren Soß Und dann zu Mittag einen großen Teller Grieben Vielleicht zum Nachtisch eine süße Aprikos – Dann gegen drei ein Stickchen Kuchen, so mit Crème Dazu natürlich einen duftenden Kaffee! Dann wär mir abends schon egal, was ich bekäme – Denn wissen Sie, was in dem Fall mit mir geschäh? Der Herr Direktor wär für mich a Engel – Er wär nicht fähig einer Schweinerei! Die Frau Direktor hatte keine Mängel! Mit dem Hering in der Früh Und dem übrigen Menü Wär'n die achtzehn Stunden Arbeit schnell vorbei! Auch rings um mich hätt niemand was zu leiden – Die ganze Welt wär eingetaucht in Blau! Selbst meine Frau wär sittsam und bescheiden! Wenn ich abends dann im Bett Noch an zweiten Hering hätt Wär ich effektiv verliebt in meine Frau! Mein Nachbar Meyer wär nicht so gehässig – Und wenn er's doch wär, träfe ihn der Schlag! Und auch der Schneider mahnte mich nicht unablässig Wegen diesem winzigen Betrag – jeden zweiten Tag! Und unsre Kinder hätten rote Wangen Weil's prinzipiell nur schönes Wetter gäb! Auf den Himmel wär Verlass Selbst der Regen wär nicht nass – Kurz und gut, ich wüsste nicht, warum ich leb! Da fällt mir ein, zum Hering passt noch eine Zwiebel Und zu den Grieben eine Semmel, warm und frisch! Nur auf den Kuchen könnt' es sein, es wird mir iebel – Da ess ich lieber zum Kaffee a Stückel Fisch! Und für den Abend macht mir dann mein braves Mädel An Teller Kutteln und darauf ein weiches Ei Und auf an zweiten Teller wünsch ich mir an Knödel – Und weil ich schon beim Wünschen bin, wünsch ich mir zwei! Und die Fabrik würd hängen voller Geigen – Ich käm zur Arbeit frohgemut und prompt Und würde überall mein Können zeigen Wie ich flink und gründlich schaff – Erst zu Mittag würd' ich schlaff Weil ich wüsst, dass bald das Mittagessen kommt! Und weil mir alles andere egal wär Hätt ich die größte Freud an meiner Freud Und würde denken, dass das ganz normal wär – Weiß wär schwarz und schwarz wär weiß Im Dezember wär mir heiss Und die Menschen wär'n so liebenswerte Leut! Ich würde tanzen – wenn ich es noch könnte Und könnt ich's nicht, no, dann würde ich's probiern! Wer mich bestiehlt, der kriegt von mir Prozente Er soll sich bitte nicht geniern – Ich würd's gar nicht spürn! Mein Leben fließt, dem größten Fluss zum Trotze Es plätschert sanft und doch bin ich ein Mann! Jeder Tag bringt neues Licht – Bringt er's nicht, so bringt er's nicht – Und man gleitet und man schaukelt Und man schüttelt sich und kratzt sich Und man lächelt seinen Bauch im Dunkeln an Nicht zu glauben, was ein Hering alles kann!