Jeden Abend halt' ich Reden Ganz alleine unter den Reseden Jeden Morgen mach' ich Knickse Dem Herrn Chef und seiner neuen Schickse! Jeden Abend tief im Zimmer Revoltier' ich bei der Lampe Schimmer Und am Tag bin ich phlegmatisch Und find' alles wieder Demokratisch! Aber einmal kommt es umgekehrt Ich knicks' wenn ich mich selber treff' Schrei bis sich mein Chef zum Teufel schert – Dann nehm' ich mir seine Geliebte ins Bett und dann bin ich mein eigener Chef! Aber noch ist nicht die Zeit da Meine Knickse gehen immer weiter Und ich red' nur Abends scharf – Weil's der Chef nicht wissen darf! Nun ich hab' einen Sohn Und der sagte mir schon: "Das du redest macht niemand Beschwerden! Du liegst auf der Lauer Und die Suppe wird sauer Denn fett kann sie so ja nicht werden! Du musst dich bequemen Und was unternehmen Sonst kriegst du eins hinter die Löffeln! Warum sollst du rackern Und schwitzen und ackern Und der Chef, weil er Chef ist, soll scheffeln?" Darauf sag ich mein Kind: "Das geht nicht so geschwind Denn der Mensch ist bekanntlich sehr bös'! Du wirst mich nicht verleiten Zu Taten zu schreiten – Das ich rede macht mich schon nervös!" Doch ich rede zu den Bäumen Von Vergangenheits- und Zukunftsträumen Ich lass' mich nicht unterdrücken Ich droh' allen – hinter ihren Rücken Schließe Abends Schloss und Riegel Rede lang und laut mit meinem Spiegel Der ist gut als Mitarbeiter – Er hört zu und sagt es niemand weiter! Jeder glaubt das ich zufrieden sei Mit Kindergeld, mit Stundenlohn Doch ich denke nur an Meuterei – Vendetta, Gerechtigkeit, Streik und Krawalle Proteste und Revolution! Jeden Abend halt' ich Reden Ganz alleine unter den Reseden Unzensiert und ungestört – Ich bin froh das man's nicht hört!